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• Nationalsozialismus, Krieg und die Folgen (1933-1948)
• Wiederaufbau und Gegenwart (1949-2011)

Das Ruhrgebiet 1914-2011

Erster Weltkrieg und „Weimarer Republik“ (1914-1933)

Das Geschütz „Dicke Bertha“  von Krupp. Der gefürchtete 42-cm Mörser in Stellung vor Lüttich, am 7. August 1914 (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)
Das Geschütz „Dicke Bertha“ von Krupp. Der gefürchtete 42-cm Mörser in Stellung vor Lüttich, am 7. August 1914 (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)
Scheidemann ruft vom Westbalkon (zweites Fenster nördlich des Portikus) des Reichtagsgebäudes die Republik aus. 9.November 1918 (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)
Scheidemann ruft vom Westbalkon (zweites Fenster nördlich des Portikus) des Reichtagsgebäudes die Republik aus. 9.November 1918 (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)

Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieg (1914-1918), der an zahlreichen Schauplätzen auf der ganzen Welt stattfand, änderte sich das Leben im heutigen Ruhrgebiet drastisch. Die Wirtschaft erlitt einen Einbruch und die Produktion in den verschiedenen Industriezweigen ging stark zurück. Große Teile der Belegschaft der Arbeiter wurden zum Kriegsdienst eingezogen. Ersatz fand man durch die Beschäftigung von Frauen in den Hüttenwerken und im späteren Verlauf des Krieges durch den Einsatz von Kriegsgefangenen aus Russland, Polen, Belgien und den Niederlanden. Besonders gravierend war der Kohlemangel, der durch diesen Umstand entstand.

Das Ruhrgebiet diente als wichtigste Region der Waffenherstellung im Deutschen Reich. Fast alle Großindustriellen im Ruhrgebiet dieser Zeit rüsteten ihre Fabriken für die Waffenherstellung um. Umfangreiche Produktionsvorgaben erschwerten den Alltag der Arbeiter. Insgesamt gesehen führte der Krieg zu vielerlei Problemen: Arbeitermangel, Hungersnot und Unzufriedenheit über die immer noch sehr schlechten Arbeitsbedingungen in den einzelnen Industriezweigen.

Die Arbeiter organisierten sich häufiger in Gewerkschaften, die die Bedingungen in den Betrieben verbessern und die Arbeitnehmer stärken wollten. Diese Arbeiterbewegung hatte bereits vor dem Krieg begonnen, wurde aber durch den Krieg stark beeinträchtigt und konnte daher nur bedingt vorangetrieben werden. Gegen Ende des Krieges wurden vermehrt größere Streiks abgehalten, die Druck auf die großen Unternehmen ausüben sollten. Mit Ende des Krieges und der Revolution im November 1918 erreichte die Arbeiterbewegung dann nie dagewesene Ausmaße. Die Entwicklung wurde insbesondere durch linkspolitische Kräfte angetrieben, die die Unternehmer stark unter Druck setzten. Die Verbände konnten letztlich höhere Löhne und kürzere Arbeitszeiten für die Arbeiter durchsetzen.

Einhergehend damit waren die Veränderungen der politischen Ordnung im gesamtdeutschen Reich. Aus dem Kaiserreich wurde die demokratisch geprägte „Weimarer Republik“ und dadurch mussten sich die Menschen auf eine vollkommen neue politische Situation einstellen, die diese zwang ihre Werte neu zu ordnen. Einen Kaiser als Oberhaupt hatte das Deutsche Reich nun nicht mehr und das veränderte auch die Denkweise der Bewohner im Ruhrgebiet.

Aufmarsch französischer Besatzungstruppen vor dem Duisburger Rathaus 1921 (Quelle: Kultur- und Stadthistorisches Museum Duisburg/ Reproduktion aus dem Stadtarchiv)
Aufmarsch französischer Besatzungstruppen vor dem Duisburger Rathaus 1921 (Quelle: Kultur- und Stadthistorisches Museum Duisburg/ Reproduktion aus dem Stadtarchiv)

Die Nachwirkungen des Krieges blieben trotz dieser Entwicklungen noch Jahre danach spürbar. Der Kohlemangel war in den Folgejahren ein großes Problem und durch die hohen Lebensmittelpreise blieb von den höheren Löhnen nicht sehr viel Geld über. Zudem forderten die Alliierten hohe Reparationszahlungen, die das Ruhrgebiet zusätzlich belasteten. Die Forderung nach Wiedergutmachung wurde insbesondere durch die Besetzung von Teilen des Ruhrgebiets durch belgische und französische Truppen deutlich gemacht. Aufgrund der hohen Zahlungen an die Alliierten wurde 1923 eine Währungsreform notwendig, da sich das Preisniveau drastisch erhöht hatte.

Zeche Zollverein, Schacht 12 (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)
Zeche Zollverein, Schacht 12 (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)

Trotz dieser Schwierigkeiten wuchs die Industrie im Ruhrgebiet weiter und die Zahl der Bewohner im Ruhrgebiet stieg stetig an. 1922 waren in den Bergwerken mehr als 500.000 Arbeiter beschäftigt. Das bereits seit 1847 aktive Steinkohlebergwerk Zeche Zollverein in Essen erhielt 1932 den neuen Schacht 12, der als zentrale Förderanlage diente und mit seiner Inbetriebnahme die Kohleförderung für die Schächte 6/9, 4/15/11 und 3/7/10 der "Zeche Zollverein" übernahm. Täglich wurden insgesamt 12.000 Tonnen Kohle über den Förderturm von Schacht 12 an die Oberfläche gebracht.

Ein merklicher Aufschwung, der als die „Goldenen Zwanziger“ bezeichnet wird, setzte 1924 ein und das Ruhrgebiet erlebte in den Jahren darauf eine Ruhephase, die erst durch die verheerende Weltwirtschaftskrise (1929-1933) und die darauf folgende nationalsozialistische Diktatur unterbrochen wurde.

Nationalsozialismus, Krieg und die Folgen (1933-1948)

Im Wahljahr 1933 wurde die NSDAP zur vorherrschenden Partei im Deutschen Reichstag und wurde mit einer Mehrheit von fast 44 % gewählt. Bereits im Vorfeld der Wahl wurde Adolf Hitler durch den damaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Im Vergleich zu dem gesamtdeutschen Ergebnis war die Wählerschaft der NSDAP im Ruhrgebiet nicht so groß, da sie hauptsächlich aus der Ober- und Mittelschicht bestand, während die große Arbeiterschaft aus der Industrie andere Parteien bevorzugte. Aufgrund der mangelnden Unterstützung der Arbeiterschaft unterband die NSDAP die Arbeiterbewegung und zahlreiche Interessenverbände wie Gewerkschaften und Betriebsräte mussten sich auflösen.

Französische Fremdarbeiter beim Lokomotivenbau, 1939 (Quelle: Bundesarchiv Bild 146-2006-0121; Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.de)
Französische Fremdarbeiter beim Lokomotivenbau, 1939 (Quelle: Bundesarchiv Bild 146-2006-0121; Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.de)

Die NSDAP verfolgte in den Folgejahren eine verstärkte Rüstungspolitik, die als Ziel die Unterwerfung von Teilen Osteuropas wie z. B. Polen haben sollte. Durch die Aufrüstung wurde die Wirtschaft im Ruhrgebiet stark angekurbelt und davon sollten zahlreiche Unternehmen profitieren. Insgesamt war von der Regierung geplant, sich von ausländischen Unternehmen unabhängig zu machen und sich ausschließlich heimischer Rohstoffe zu bedienen. Da das einheimische Erzvorkommen eine andere Bearbeitung erforderte, lehnten die meisten Großindustriellen diesen Weg ab, da sie auf diese Weise wichtige Auslandsaufträge verloren hätten. Dieser Widerstand war allerdings nur begrenzt möglich, da der Druck der Regierung langsam größer wurde und zudem 1937 eine weltweite Konjunkturkrise entstand. Dadurch musste sich die Ruhrgebietsindustrie auf den deutschen Markt konzentrieren und produzierte fast ausschließlich für die Waffen- und Kriegsaufrüstung der Regierung Hitlers.

Im 1. September 1939 beginnt in Europa offiziell der Zweite Weltkrieg. Ohne vorher eine Kriegserklärung an Polen abzugeben, beginnt der Angriff des Deutschen Reichs auf Polen durch direkten Befehl von Hitler. Dieses Ereignis löste aufgrund von Verträgen eine regelrechte Kettenreaktion aus, die sämtliche Großmächte Europas in einen Krieg zog, der sich später mit Eintritt der USA in den Krieg weltweit ausdehnte. Durch den Krieg und die stetigen Luftangriffe veränderte sich das Leben der Bewohner des Ruhrgebiets sehr stark. Die Städte lagen in Trümmern und viele Menschen mussten in ländliche Gebiete flüchten, um den Bombenangriffen zu entgehen. Die Innenstädte von u. a. Essen, Dortmund, Duisburg, Bochum und Gelsenkirchen wurden fast völlig zerstört. Das Ziel der Alliierten war dabei nicht nur die Zerstörung der Industriestätten an Rhein und Ruhr, sondern ebenso die Zivilbevölkerung in den Städten. Die anhaltenden und stetigen Angriffe sollten dafür sorgen, dass die Menschen ihren Glauben in das propagandistische Regime verlieren sollten.

Für die Rüstungsindustrie waren besonders die zahlreichen Arbeits- und Konzentrationslager von Bedeutung. Da die meisten Arbeiter der üblichen Belegschaft sich als Soldaten an den verschiedenen Fronten befanden, setzte die Industrie Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter in den Produktionsstätten ein. In Essen befanden sich über 370 Arbeitslager und in Gelsenkirchen entstanden 75 Lager für Kriegsgefangene. Neben der Industrie nutzen die Stadtverwaltungen des Ruhrgebiets, wie z. B. die von Essen, die Zwangsarbeiter als Arbeitskräfte. Teilweise waren dort über 2000 Arbeiter beschäftigt, da hier dasselbe Problem vorherrschte wie in den Produktionsstätten der Industrie.

Rüstungsproduktion, Frauenarbeit an Bohrmaschinen, 1942 (Quelle: Bundesarchiv Bild 146-1981-023-18A; Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.de)
Rüstungsproduktion, Frauenarbeit an Bohrmaschinen, 1942 (Quelle: Bundesarchiv Bild 146-1981-023-18A; Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.de)

Während des Krieges errichteten die Nationalsozialisten 1942 in Duisburg-Meiderich eine Außenstelle des Konzentrationslagers Sachsenhausen bei Berlin. Dort waren 400 Häftlinge in vier Behelfsbaracken unter widrigsten Umständen untergebracht. Die sanitären Anlagen waren katastrophal und die Gefangenen mussten zahlreiche Missstände wie u. a. Hunger und körperliche Misshandlung durch die Wachkräfte erleiden.

Im Zusammenhang mit den Konzentrationslagern steht besonders die Ermordung der jüdischen Bevölkerung im Deutschen Reich und zahlreicher anderer Gruppen wie Roma, Sinti, Homosexuelle, Kranke und Behinderte. Sie wurden verfolgt, enteignet und in die Konzentrationslager deportiert. Dort fand eine systematische Massenvernichtung statt, die insbesondere gegen die jüdische Bevölkerung gerichtet war. Während des nationalsozialistischen Regimes wurden im Deutschen Reich mehr als 6 Millionen Juden in den Konzentrationslagern ermordet.

Nach dem Ende des Krieges in Deutschland am 17. April 1945 war das Ruhrgebiet stark zerstört, großer Hunger herrschte, die Infrastruktur war quasi nicht mehr vorhanden und die Ruhrgebietsindustrie war absolut zusammengebrochen.

Essen, zerstörte Krupp-Werke, Luftaufnahme1945 (Quelle: Bundesarchiv Bild 146-941)
Essen, zerstörte Krupp-Werke, Luftaufnahme1945 (Quelle: Bundesarchiv Bild 146-941)

Die Jahre zwischen 1945 und 1948 waren besonders harte Jahre in der Ruhrregion. Zudem wurde das heutige Deutschland unter den vier Siegermächten USA, Frankreich, Großbritannien und Russland in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Viele Bewohner der Ruhrmetropolen befanden sich noch in Kriegsgefangenschaft oder gehörten zu den zahlreichen Gefallenen des Krieges. Die von den britischen Besatzern durchgeführte Demontage von einigen Industrieanlagen und der damit verbundene Verlust von potentiellen Arbeitsplätzen erschwerte das Leben im Ruhrgebiet enorm. Es gab aber auch Industrieanlagen, die der Demontage entgingen. Ein Beispiel ist das Hüttenwerk in Duisburg – Meiderich, der heutige Landschaftspark Duisburg – Nord. 1946/47 brach zudem ein äußerst harter Winter über Deutschland herein, der die ohnehin sehr schwierigen Umstände noch verschlimmerte. Trotz der schlimmen Zustände sollten sich die Lebensumstände in den Folgejahren jedoch wieder wesentlich verbessern.

Auf Betreiben der britischen Besatzungsmacht wurde 1946 das Land Nordrhein-Westfalen gegründet und ersetzte somit die preußische Einteilung Westfalen und Rheinland. Das Land Lippe wurde 1947 noch mit einbezogen. Dadurch erreichten die britischen Besatzer, dass das Ruhrgebiet politisch gesehen in einem Verwaltungsterritorium lag.

Wiederaufbau und Gegenwart (1949-2011)

Im Jahr 1949 wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet und Nordrhein – Westfalen mit dem Ruhrgebiet gehörte als Bundesland zur neuen Republik. Fast gleichzeitig wurde aus der sowjetischen Besatzungszone die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Das Ruhrgebiet erholte sich in den 50er Jahren sehr schnell von den Kriegsfolgen. Der Wiederaufbau ging voran und das ganze Land erlebte einen Wirtschaftsaufschwung. Die Kohleförderung und die Arbeit in den Eisenhütten nahmen wieder zu, sodass die Industrie wieder mehr produzieren konnte. Innerhalb der ersten zehn Jahre nach dem Krieg entstand in Deutschland eine wohlhabende Industriegesellschaft. Diese Jahre wurden als „Wirtschaftswunder“ bezeichnet. Bereits 1950 waren wieder 143 Zechen im Ruhrgebiet aktiv. Die Industrie befand sich auf einem Höhenflug.

Doch die erste Krise im Kohlensektor trat bereits 1958 ein und es wurden weit weniger Zechen gegründet als in den Jahren zuvor. Ab dieser Zeit beginnt das große „Zechensterben“. Das führte dazu, dass in den anderen Industriezweigen, die von der Kohle abhängig waren, eine Krise einsetzte, die über einen längeren Zeitraum dafür sorgte, dass neben Zechen auch Hütten, Hochöfen und Stahlwerke stillgelegt wurden. Der Abbau von deutscher Kohle erwies sich aufgrund der zunehmenden Fördertiefen von mehr 1000 Metern als zu teuer. Daher wurden immer mehr Großzechen in den Randzonen des Ruhrgebiets angelegt, die mehr Kohle fördern konnten mit weniger Aufwand. Im Gegenzug wurden die kleineren Anlagen geschlossen, da sich die Produktion für die Unternehmen nicht mehr rentierte. Anfang 2011 fördern nur noch vier Zechen innerhalb des Rhein-Ruhr-Raums.

Die Stahlindustrie des Ruhrgebiets hatte im Gegensatz zur Kohle über einen längeren Zeitraum Erfolg, da diese sehr aktiv in der internationalen Rüstung war und somit große Stahlmengen ins Ausland verkaufen konnte. Durch die boomende Stahlindustrie im Ruhrgebiet waren in 1970er Jahren viele Gastarbeiter aus dem Ausland angeworben worden, um den Arbeitskräftemangel zu decken. Die Arbeiter holten dann nach einer gewissen Zeit ihre Familien aus der Heimat nach, sodass im Ruhrgebiet viele verschiedene Kulturen ansässig wurden.

Werk Krupp Rheinhausen, Abriss in den 1990er Jahren (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)
Werk Krupp Rheinhausen, Abriss in den 1990er Jahren (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)

Doch in der Stahlindustrie mussten die Unternehmen ab Mitte der 1970er Jahre langsam Einbußen und Verluste hinnehmen. Ein Grund war die Tatsache, dass andere Länder mit Stahlprodukten auf den Markt drängten und das Ruhrgebiet bei dieser starken Konkurrenz letztlich nicht mithalten konnte. In den 80er und 90er Jahren wurden aufgrund dessen komplette Hüttenstandorte geschlossen, wie z. B. die Henrichshütte von Thyssen 1987 in Hattingen oder das Krupp-Stahlwerk in Duisburg-Rheinhausen 1993.

Mit dem langsamen Niedergang der großen Kohle- und Stahlindustrie im Ruhrgebiet, der sich über Jahrzehnte hinzog, wurde ein Strukturwandel in vielen Bereichen notwendig und insbesondere der Dienstleistungssektor wurde ausgebaut.

Die Ingenieurwissenschaftsgebäude der Ruhr-Universität Bochum (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)
Die Ingenieurwissenschaftsgebäude der Ruhr-Universität Bochum (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)

Ein wichtiger Punkt war dabei die Bildung. Innerhalb des Ruhrgebiets existierte seit Schließung der Alten Universität Duisburg 1818 keine Universität mehr. Dieser Umstand änderte sich erst 1965 mit der Gründung der Ruhr-Universität Bochum. Dieser Gründung sollten zeitnah weitere Universitäten folgen wie z. B. in Dortmund (1968), Duisburg (1972) und Essen (1972). Vorher sah die Politik nicht die Notwendigkeit innerhalb des Ruhrgebiets Hochschulstandorte zu schaffen.

Neben der Bildung waren neue Beschäftigungsmöglichkeiten wichtig, da die großen Arbeitgeber aus der Stahl- und Kohleindustrie fehlten. Dabei entstanden unterschiedliche Erwerbszweige, die dafür sorgten, dass besonders der Dienstleistungssektor ausgebaut wurde. Ein Beispiel für die Nutzung von Industriebrachen für den Dienstleistungssektor ist der Bau des Centro auf dem ehemaligen Gelände der Gutehoffnungshütte in Oberhausen. Nachdem die alten Industrieanlagen demontiert waren, wurde dort ein hochmodernes Einkaufszentrum gebaut, das 1996 eröffnet wurde und als „Neue Mitte“ von Oberhausen bezeichnet wird. An die GHH erinnert insbesondere noch der Gasometer, der noch bis heute erhalten ist und heutzutage als Aussichtspunkt dient und Raum für Ausstellungen bietet.

Ein weiterer Faktor im Rahmen des Dienstleistungssektors ist der Ausbau der Kulturangebote. Die Entwicklung vom Industriestandort zur Dienstleistungsgesellschaft ist ein Prozess, der in den 60er Jahren langsam seinen Anfang nahm und zahlreiche strukturelle Änderungen hervorbrachte.Viele der ehemaligen Industriestandorte stellen heute Industriedenkmäler dar und sind zu kulturellen Stätten wie Museen, Landschaftsparks und Aussichtspunkten ausgebaut worden, die als Touristenziele dienen. 2010 wurde Essen stellvertretend für das gesamte Ruhrgebiet zur Kulturhauptstadt von Europa ernannt und wird in diesem Zusammenhang als „Metropole Ruhr“ bezeichnet. Im Rahmen dessen fanden über das ganze Jahr 2010 hinweg zahlreiche Veranstaltungen statt, die die Industriekultur und die weitere kulturelle Vielfalt der Ruhrregion würdigten.

Das Einkaufs- und Freizeitzentrum "CentrO" auf dem ehemaligen Gelände der Gutehoffnungshütte (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)
Das Einkaufs- und Freizeitzentrum "CentrO" auf dem ehemaligen Gelände der Gutehoffnungshütte (Quelle: Dießenbacher Informationsmedien)