Chronik
Eisenzeit (ab 800 v. Chr. - Christi Geburt)
Die Eisenzeit wird allgemein in die Hallstattzeit und in die La-Tène-Zeit unterteilt. Die Hallstattzeit (800-450 v. Chr.), wurde nach dem Fundort eines Gräberfeldes im heutigen Österreich benannt und entspricht der frühen und mittleren Eisenzeit. Mit der La-Tène-Zeit (450 v. Chr.-Christi Geburt) wird die jüngere Eisenzeit bezeichnet, benannt nach einem Fundort in der heutigen Schweiz.
Nach den Werkstoffen Stein und Bronze wurde Eisen zum meist gebrauchten Material. Bezogen auf die Rohstoffvorkommen war die Eisenherstellung wesentlich unproblematischer als die Bronzeherstellung, da Eisenerz häufiger vorhanden war als Kupfer- und Zinnerze.
Mit dem langsamen Einzug des Eisens veränderten sich auch die Herstellungsverfahren, so wurden Bronzebeile noch gegossen, die neuen Beile aus Eisen hingegen geschmiedet.
Im Bereich von Schmuck und modischen Gebrauchsgegenständen blieb Bronze weiterhin ein gefragtes Material, aus dem z. B. Nadeln und Fibeln zum Zusammenstecken von Kleidern gefertigt wurden. Die bronzenen Schmuck- und Gebrauchsgegenstände wurden auch als Grabbeigaben genutzt, die zusammen mit den Urnen bestattet wurden.
Das Eisen verbreitete sich von Süden nach Norden. Mussten die Bewohner des Nordens in der frühen Eisenzeit das Eisen noch aus südlicheren Gegenden importieren, machten Erzfunde in den heutigen deutschen Mittelgebirgen und im heutigen Norddeutschland dies bald überflüssig. Die Menschen konnten sich fortan selbst mit den für die Eisenherstellung benötigten Rohstoffen versorgen und den Werkstoff selbst herstellen. Überall im heutigen Deutschland bauten die Menschen sogenanntes „Raseneisenerz“ ab. Es lag nur wenige Meter unter der Erde und konnte entsprechend leicht abgebaut werden. Bei der Verhüttung des Erzes wurde es zu handlichen Barren gegossen. Besonders im heutigen Siegerland wurde viel Eisenerz verhüttet.
Die Zentren der Hallstatt-Kultur lagen im heutigen Süd- und Westdeutschland, Frankreich und im Alpenraum. Ihre wichtigen Merkmale waren die Abkehr von den Feuerbestattungen hin zur erneuten Errichtung von Hügelgräbern und die Anfertigung von den sogenannten „Hallstattschwertern“, zunächst aus Bronze, später aus Eisen.
Die wieder auftretenden Hügelgräber sind das markanteste Merkmal der Hallstattzeit. In den Hügeln wurden Grabkammern oder gezimmerte Gruben angelegt. Außen waren die Hügel mit Steinkränzen umgeben, auf ihre Spitze konnte ein Pfeiler aus Holz oder Stein gesetzt werden.
Die Grabbeigaben waren je nach Status sehr umfangreich: Dazu gehörten u. a. Waffen, Rasiermesser, Armringe und Fibeln. Sehr namhafte Persönlichkeiten wurden in sogenannten „Wagengräbern“ mit einem vierrädrigen bronzebeschlagenen Wagen begraben. Stellvertretend für die Zugpferde legte man symbolisch ihr Zaumzeug hinzu.
Die Hügelgräber sind für diese Zeit die wichtigste Quelle, da sich aus den Grabbeigaben viele Rückschlüsse ziehen lassen, u. a. über die soziale Stellung der Bestatteten und über die Art der Metallbearbeitung. Die Frage nach der Kleidungsart zu der damaligen Zeit bleibt allerdings ungewiss. Weil die Menschen den Brauch pflegten, die Kleidung nach dem Tod ihres Besitzers zu verbrennen, finden sich häufig nur noch die Fibeln aus Bronze und Eisen, mit denen die Kleider zusammengehalten wurden. Fibeln waren im Prinzip Sicherheitsnadeln und hatten im Laufe der Eisenzeit die einfachen Nadeln abgelöst. Mit unterschiedlichen Formen und Verzierungen waren sie meist sehr kunstvolle Gebilde.
Die Häuser der Menschen waren meistens Wohnraum und Stall zugleich. In dreischiffiger Bauweise wurde ein großer mittiger Hauptraum und zwei seitliche Nebenräume geschaffen. Zudem besaßen die Häuser einen Speicher für die Lagerung des Getreides, vor der Witterung und Schädlingen geschützt.
Wohnbereich und der Viehstall waren räumlich voneinander getrennt und mussten über zwei separate Eingänge des Hauses betreten werden. Je nach Größe des Hauses konnten im Stall bis zu 14 größere Nutztiere wie Rinder oder Pferde untergebracht sein, die meist in einzelnen Boxen standen. Der wichtigste Ort im Wohnbereich des Menschen war die zentrale Feuerstelle. Sie spendete Wärme und diente der Nahrungszubereitung für die ganze Familie. Die Größe der Häuser variierte je nach sozialer Stellung der Eigentümer. Um die Häuser und die kleinen Siedlungen herum befanden sich die Ackerflächen und die Weiden für die Tiere. Die Flächen wurden durch Gräben oder Stein- und Erdwälle voneinander abgegrenzt.
Seit der Bronzezeit hatte sich im Bereich der Kulturpflanzen wenig geändert. Eine Neuerung stellte der Roggen dar. Er wurde bereits mit Sicheln und Sensen geerntet. Roggen war ein sehr robustes Getreide, das in schlechten Jahren gut wuchs und äußerst ertragreich war. Zudem war Roggen zum Brotbacken wesentlich besser geeignet als Emmer oder Einkorn.
Auch bei der Tierzucht änderte sich nur wenig. Gezüchtete Rinder, Schweine und Schafe waren die wichtigsten Nahrungslieferanten. Auf Wildtiere wurde zunehmend seltener Jagd gemacht. Die Domestikationen der heute noch wichtigsten Haus- und Nutztiere war zu diesem Zeitpunkt weitgehend abgeschlossen.
Die La Tène-Zeit (450-1 v. Chr.) stellt den jüngsten Abschnitt und zugleich den Höhepunkt der Eisenzeit dar. Prägend für die La Tène- Zeit war die um 400 v. Chr. einsetzende Völkerwanderung der Kelten. Der Begriff „Kelten“ fasst Volksgruppen jener Zeit zusammen, die sich aus dem Zentrum Mitteleuropas ausbreiteten und mit ihrer Sprache, Kultur und Technik in großen Teilen Europas Einfluss gewannen. Die Kelten im Gebiet des heutigen Frankreich, Belgien und in Teilen Südwestdeutschlands wurden später von den antiken Autoren als „Gallier“ bezeichnet. Zahlreiche keltische Stämme wanderten aus Mitteleuropa in Richtung Süden und Osten ab. Hierdurch waren waren viele Höhenburgen verlassen und teilweise durch Brände zerstört worden. Oft blieben nur die Gräber als einziger Hinweis auf die Anwesenheit der Stämme erhalten. Statt in Hügelgräbern wurden die Toten in Flachgräbern bestattet. Vermutlich blieb bei der Wanderung keine Zeit, aufwändige Hügelgräber anzulegen. Die Flachgräber könnten außerdem soziale Gleichheit ausdrücken, da mit dieser Bestattungsweise niemand über den anderen erhoben wurde.
In der jüngeren Eisenzeit entstanden in verkehrsgünstigen Lagen an den Handelswegen zahlreiche befestigte Siedlungen mit städtischem Charakter. Sie wurden von Caesar später als „Oppidum“ bezeichnet. Als Stammeszentren bildeten die dicht bebauten Oppida den Mittelpunkt von Handel, Handwerk und Religion.
Zugunsten größerer Anbauflächen für Getreide und andere Nutzpflanzen rodeten die Menschen immer mehr Wald. Durch höhere Erträge mit verbesserten Erntemethoden und die Ausweitung der Nutztierhaltung konnten mehr Menschen ernährt werden.
Auch im handwerklichen Bereich war ein Aufschwung zu verzeichnen. Hinzu kamen viele Spezialisierungen, die bereits in früheren Zeiten ihren Anfang genommen hatten. Die Eisenverarbeitung verbesserte sich zusehends - die Qualität der keltischen Schwerter und Klingen war weithin sehr bekannt und gefürchtet. Neben der Eisenverarbeitung betrieben die Kelten das Glashandwerk. Zunächst wurden hauptsächlich Glasperlen in unterschiedlichen Farben angefertigt. In der jüngeren Eisenzeit konnten die Glasmacher mit ausgereifteren Techniken bereits Armreifen aus Glas herstellen, ein beliebtes und weit verbreitetes Handelsobjekt.
Dem stetigen Abwandern der keltischen Bevölkerungsgruppen in den Süden folgte über einen längeren Zeitraum hinweg eine Einwanderung germanischer Stämme aus den skandinavischen Regionen. Sie hatten sich wahrscheinlich in kleineren Gruppen an Lippe und Ruhr niedergelassen. Diese Wanderprozesse könnten durch eine Klimaverschlechterung um 500 v. Chr. hervorgerufen worden sein. Ihretwegen könnte zu dieser Zeit die Bevölkerung in der Ruhrregion und am Niederrhein zurückgegangen sein. Hier reichen die Spuren der Kelten und ihres Einflusses bis zum 1. Jahrhundert v. Chr. Nach diesem Zeitpunkt lassen sich keine Flachgrabanlagen und somit auch keine keltische Besiedlung mehr feststellen. Vermutlich wurden zu diesem Zeitpunkt die Germanen aus dem Norden zahlreicher und siedelten verstärkt in der Ruhrregion wie auch darüber hinaus. Kelten und Germanen lebten vermutlich über einen längeren Zeitraum nebeneinander in denselben Regionen. Letztlich setzte sich allerdings die germanische Kultur durch, die Kelten verschwanden größtenteils aus dem heute west- und norddeutschen Raum.
In Südeuropa war das Römische Reich zu einer bedeutenden Einflussgröße für den ganzen Kontinent angewachsen. Während seiner zunehmenden Ausweitung entstanden mit der Eroberung Galliens durch Cäsar erstmals schriftliche Quellen, die das Leben an Rhein und Ruhr beschrieben. Die mittlerweile nach Süden abgewanderten Kelten wurden mit Beginn des 1. Jahrhundert v. Chr. zunehmend romanisiert. Hingegen sollten die neu eingewanderten Germanen auf der rechten Rheinseite den Römern das Leben künftig erschweren.
Doch nicht erst zu Cäsars Zeiten kämpften die Römer gegen die Germanen: Bereits 113 v. Chr. trafen im süddeutschen Raum Römer und die umherziehenden germanischen Stämme wie Kimbern und Teutonen in verheerenden Schlachten aufeinander.