Die Jungsteinzeit ist ein Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte. In dieser Zeitepoche vollzog sich die sogenannte „Neolithische Revolution“: Der Mensch plante erstmals die Nahrungsmittelproduktion und wurde sesshaft. Er war nicht mehr Jäger und Sammler, sondern begann, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben.
Tiere wie auch Pflanzen wurden im Neolithikum kontrolliert gezüchtet. Die Menschen stimmten den Anbau der Pflanzen eng auf die Jahreszeiten und die eigenen Bedürfnisse ab. Mit der sorgfältigen Auslese geeigneter Pflanzen für die Zucht nahmen sie erste „Genmanipulationen“ vor. Neben Emmer, Einkorn, Gerste und Dinkel wurden auch Lein, Mohn, Erbsen und Linsen angebaut. Durch die Domestikation konnten diese Pflanzenarten bald nicht mehr in der freien Natur gedeihen, sondern waren auf den Menschen angewiesen. Im selben Zug wurden aber auch die neolithischen Bauern von ihren Tieren und Pflanzen abhängig.
Die Böden wurden für den Ackerbau zunächst mit Hacken aus Holz oder Geweih bearbeitet, bevor sich im Laufe des Neolithikums der Pflug und der Einsatz von Zugtieren verbreitete. Der von Zugtieren wie Rindern gezogene Pflug vereinfachte den Ackerbau erheblich und führte zu höheren Erträgen. Im Bereich der Haustierzüchtung gab es im Neolithikum bereits sechs Arten, die der Mensch domestiziert hatte: Rind, Schaf, Ziege, Schwein, Pferd und Hund. Die Haustiere ähnelten noch ihren wild lebenden Verwandten, aber durch die geplante Züchtung waren sie kleiner geworden. Sie dienten dem Menschen als Last- bzw. Zugtiere und lieferten Milch, Wolle und Fleisch.
Die Landwirtschaft erforderte viele Arbeitskräfte und konnte sie zugleich verlässlich an einem festen Ort ernähren. Daher stieg die Bevölkerung in der Jungsteinzeit merklich an und die Menschen wurden sesshaft. Während sie vorher nur zeitweise an einem Ort lebten, bauten sie nun Häuser.
Am Anfang des Neolithikums hatten die sogenannten Langhäuser noch eher kleinere Ausmaße. In ihnen legten die Menschen für unterschiedliche Zwecke bis zu drei Räume an, zusätzlich einen Dachspeicher für die Lagerung von ungedroschenem Getreide. Ferner waren die Häuser mit Herd, Backofen und Mühle ausgestattet. In der Regel wurden sie nach ca. 20 Jahren neu errichtet, ein auch symbolhafter Vorgang jeder neuen Generation. Die Langhäuser im Früh- und Mittelneolithikum wurden auf tief eingegrabenen Pfosten errichtet, deren Spuren bis heute im Boden zu finden sind. Unter anderem in Bochum fand man die Reste eines solchen Hauses.
Im Mittelneolithikum entstanden Dörfer und Siedlungen. In diesen unsicheren Zeiten schufen sich die Menschen geschützte Orte: Immer häufiger wurden auf Hügeln und ähnlichen Erhöhungen befestigte burgähnliche Anlagen mit Gräben und Palisaden angelegt. Die Holzhäuser waren nun 12 bis 53 Meter lang und bis zu 10 Meter breit. Der Innenraum wurde mit Querwänden in mehrere Kammern unterteilt, es konnten mehrere Familien unter einem Dach leben.
Für das Jungneolithikum lassen sich kaum noch Häuser nachweisen, weil die Häuser dieser Zeit keine Spuren hinterließen. Im Gegensatz zu den früheren Pfostenbauten mussten die im Jungneolithikum entstandenen Blockhäuser nur noch oberflächlich verankert werden. Die Forschung vermutet diese Entwicklung für ganz Europa, da kaum jungneolithische Häuser verortet werden können.
In der Jungsteinzeit war Feuerstein einer der wichtiger Werkstoffe für die Herstellung von Werkzeugen und Waffen. Nicht in der Rhein-Ruhr-Region, wohl aber für das heutige Süddeutschland, Polen und Belgien gibt es zahlreiche Belege für jungsteinzeitlichen Bergbau. Als Fortführung des Tagebaus In Feuersteinbergwerken wurden Schächte in den Erdboden und waagerechte Stollen gegraben und die begehrten Feuersteinknollen zu fördern. Nach dem Abbau wurden die entstandenen Hohlräume meist wieder mit dem ausgehobenen Material, dem Abraum, aufgefüllt. Die Funde deuten auf eine Ausweitung des Feuersteinbergbaus in der Jungsteinzeit hin.
Keramik-Kulturen
Für eine bessere zeitliche und räumliche Einteilung wurde das Neolithikum anhand von Keramikfunden geordnet. Keramik war ein unverkennbares Zeichen für Sesshaftigkeit, da das Material leicht zerbrach und schlecht für den Transport geeignet war. Dementsprechend sind Scherben von Krügen und anderen Keramiken häufige Funde dieser Zeitepoche. Neben Krügen wurden hauptsächlich Teller, Backschüsseln und Kochgefäße für den Alltag hergestellt.
Innerhalb der Keramikherstellung gab es verschiedene Verzierungstechniken. Je nach Art und Verbreitung wies man die Funde unterschiedlichen „Kulturen“ zu. Der Begriff beschreibt hierbei keine Völker oder Vergleichbares, sondern die kulturelle und regionale Verbreitung bestimmter „Kunststile“ im Bereich der Keramikfertigung. Benannt wurden diese Kulturen nach Art der Verzierung, der Form des Gefäßes oder dem ersten Fundort. In der Ruhrregion wurden u. a. in Dortmund, Bochum und Hagen Hinweise auf die „Bandkeramik-Kultur“ und die „Rössener Kultur“ gefunden.
Die Bandkeramik-Kultur ist nach der Verzierungsart der Gefäße benannt, die sich durch schlichte, kugelförmige Formen auszeichneten. Um das Keramikstück herum verliefen die namensgebenden bandartigen Verzierungen und Muster. Nach ihrem ersten Fundort sind z. B. die Rössener Kultur (Fundort Rössen in Sachsen-Anhalt) oder die Bischheimer Kultur (Fundort Bischheim in Rheinland-Pfalz) benannt. Keramikstücke aus der Bischheimer Kultur fanden sich u. a. bei Garzweiler im Rhein-Kreis-Neuss, im Rahmen des dortigen Braunkohletagebaus, sowie in nordöstlicher Nähe zum heutigen Ruhrgebiet (Nottuln, Kreis Coesfeld). Die Form des Gefäßes gab der nachfolgenden „Trichterbecherkultur“ ihren Namen. Reste von Gefäßen dieser Kultur entdeckte man u. a. in Bottrop-Kirchellen.
Anfänge der Metall-Verarbeitung: Die Kupfersteinzeit
Im süd- und südosteuropäischen Raum fasst man die ausgehende Jungsteinzeit als Kupferzeit bzw. Kupfersteinzeit. Dort vollzog sich eine Entwicklung, die sich spätestens in der nachfolgenden Bronzezeit auch in der Region des heutigen Ruhrgebiets niedergeschlagen hat: Der Mensch erlernt den Umgang mit Metall.
In seiner Umgebung entdeckte er oberflächliche Spuren von Metallen wie Kupfer oder Gold. In reiner, gediegener Form gefunden, etwa in einem Fluss ausgewaschen, konnte das Metall direkt bearbeitet und z. B. zu einem Schmuckgegenstand ausgehämmert werden.
Meist fand der Mensch jedoch Erz vor, metallhaltiges Gestein, aus dem das Metall erst gewonnen werden musste. Das Erz musste zunächst aus dem umgebenden Gestein gebrochen und zerkleinert werden. Erst dann wurde es verhüttet, d. h. unter großer Hitze zu Metall ausgeschmolzen.
Den Zusammenhang von Erz, Hitze und Metall können die Menschen ursprünglich zufällig entdeckt haben. Vielleicht beobachteten sie, wie flüssiges Metall aus heißer Glut austrat oder sie fanden erkaltete Gussstücke in der Asche von Feuern und zogen Rückschlüsse.
Um eine für das Ausschmelzen von Kupfer aus Kupfererz benötigte Temperatur von über 1080° C zu erreichen, musste glühende Holzkohle durch stetige Luftzufuhr weiter erhitzt werden. In einer festen Feuerstelle könnte dies erstmals z. B. beim Wiederentfachen eines niedergegangenen Feuers durch kontinuierliches Anblasen geschehen sein.
Mit dem vorhandenen Wissen über das Brennen von Keramik entwickelte der Mensch später Schmelzöfen zur Metallverhüttung. Mit dem Erfahrungen aus dem Feuersteinbergbau folgte der Mensch den oberflächlichen Spuren des Erzes bis unter die Erdoberfläche und erschloss in frühen Bergwerk-Vorläufern die Erz-Lagerstätten weiter.