Chronik
Altsteinzeit (Paläolithikum, 800.000-9.000 v. Chr.)
Die Altsteinzeit zählt wie die Bronzezeit und die Eisenzeit zum Bereich der europäischen Vorgeschichte. Diese Epochennamen beziehen sich auf die Rohstoffe der von den Menschen dieser Zeit verwendeten Werkzeuge. Durch die Einteilung von Werkzeug-Funden anhand der Rohstoffe, aus denen sie hergestellt wurden, können Archäologen sofort eine grobe Datierung vornehmen. Die Einteilung der Epochen wurde im Laufe der Zeit noch weiter untergliedert. Allgemein wird die Vorgeschichte auf den Zeitraum zwischen 800.000 v. Chr. bis zur Geburt Christi datiert. In der Vorgeschichte gab es noch keine Schriftkultur, aus diesem Grund liegen heute keine schriftlichen Quellen aus dieser Zeit vor.
Mit dem Ende der Eisenzeit begann in Europa historisch betrachtet die Frühgeschichte. Erst ab dieser Zeit entstanden schriftliche Quellen, z. B. „De bello Gallico“ von Caesar.
Die Steinzeit wurde nach ihrem wichtigsten Werkstoff benannt: dem spaltbaren Stein. Die Altsteinzeit stellt den längsten Abschnitt der Menschheitsgeschichte dar. In ihm finden sich die ersten Knochenfunde früherer Menschenarten wie Homo erectus und Homo neanderthalensis.
Die frühen Menschen dieser Zeitepoche begannen, den Stein bewusst zu einem Werkzeug zu formen, um mit diesem andere Rohstoffe wie Holz und Knochen zu bearbeiten. Später wurden mit Stein Waffen wie Keulen, Beile und Spitzen hergestellt.
Steinzeitmenschen lebten gemeinsam in Horden und wohnten in Höhlen, Hütten, Zelten oder unter Felsdächern. Außer den Waffen setzten sie Fallgruben und Fanggehege zur Jagd ein.
Als früheste Spuren des Menschen im heutigen Ruhrgebiet lassen sich verschiedene Beispiele anführen. In Essen-Vogelheim wurde 1926 die „Vogelheimer Klinge“ gefunden, die mit einem geschätzten Alter von 300.000 Jahren als frühester Nachweis für Menschen in der Region gilt. Sie wird einem Rastplatz früher Neandertaler zugeordnet.
Auch in Bottrop fanden Archäologen im Jahr 1963 Spuren eines Neandertaler-Lagers, das auf etwa 80.000 v. Chr. datiert wurde. Neandertaler (Homo neanderthalensis) waren Jäger und Sammler, die in Gemeinschaften lebten. Werkzeuge, Waffen und andere Gegenstände stellten sie aus Stein, Knochen und Rentiergeweihen her.
Die Menschen der Altsteinzeit lagerten meist an Flüssen, zur Gewährleistung der Wasserversorgung. Die meisten Hinweise auf menschliches Dasein stammen aus Wärmeperioden. Doch die Wissenschaft konnte auch einige menschliche Überreste auf Kälteperioden datieren, die in der Altsteinzeit häufiger auftraten. In der Kälte mussten die Menschen lange Winter überstehen, insbesondere das Feuer und die Unterbringung in einer geeigneten und geschützten Wohnstätte waren überlebenswichtig. In Höhlen lebten die steinzeitlichen Menschen jedoch meist nur im Sommer, da diese kühl waren und vor der sommerlichen Hitze schützten. Ansonsten bevorzugten die Menschen selbst errichtete Lagerstätten aus Zelten.
Frühe Hinweise auf Menschen wurden auch im Emschertal gefunden. In Herne deuteten zahlreiche Entdeckungen beim Bau des Rhein-Herne-Kanals 1911 auf ein Lager der Neandertaler hin. Neben Steinwerkzeugen von Menschen fand man hier auch Knochen von Wollnashörnern, Wisenten und Mammuten.
Nach dem Neandertaler trat der heutige Homo sapiens auf. Vielleicht existierten beide Menschenformen auch eine gewisse Zeit nebeneinander. Das Verhältnis von Homo neanderthalensis und Homo sapiens ist noch nicht genau geklärt worden. Die Wissenschaft verfolgt verschiedene Theorien im Hinblick auf Verwandtschaftsgrad, zeitgleiche Existenz und gleichen Lebensraum der beiden Menschenformen. Gegen den Homo sapiens konnte sich der Neandertaler letztlich nicht durchsetzen. Der Homo sapiens kam in der Endphase der Altsteinzeit nach Europa und stellt seitdem die einzige lebende Form der Gattung „Homo“ dar.