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Zinkfabrik Altenberg

Zur Geschichte



Abb. 1: Zinkfabrik Oberhausen, um 1856. Lithografie aus: Canelle, La Belgique industrielle (Quelle: LVR-Industriemuseum Standort Oberhausen)
Abb. 1: Zinkfabrik Oberhausen, um 1856. Lithografie aus: Canelle, La Belgique industrielle (Quelle: LVR-Industriemuseum Standort Oberhausen)

Als im Jahr 1853 das belgische Unternehmen „Société de la Prusse-Rhénane“ kurz vor der Verschmelzung mit dem ebenfalls belgischen Unternehmen „Vieille Montagne“ ein Grundstück der heutigen Stadt Oberhausen kaufte, schuf diese mit dem Bau einer Zinkfabrik in Oberhausen Arbeitsplätze für Hunderte von Menschen im Ruhrgebiet. Bevor die ersten Anlagen des Walzwerks Ende Februar 1855 fertig gestellt und in Betrieb gehen konnten, musste der Antrag zum Bau dieser Walzhallen vom Direktor der Mülheimer Zinkhütte Scherpenzeel mehrmals geändert werden. Dieses erste Walzwerk wurde zum Schmelzen von Rohzink, das aus den Hütten Borbeck und Mülheim stammte, errichtet. Nachdem das Rohzink eingeschmolzen war, wurde es zu Zinkblechen ausgewalzt. Im ersten Produktionsjahr verließen 778 t Zink das Werk.

Nur ein Jahr später wurde das Werk stark ausgebaut. Neben einem neuen Magazin und zahlreichen neuen Maschinen wurde am 25. März 1857 eine Rösthütte mit 14 Öfen in Betrieb genommen. Durch das Rösten von Erz gerieten viele schwefelhaltige Dämpfe in die Umwelt. Strenge Auflagen, denen sich das Unternehmen anpassen musste, waren die Folge.

Für die rund 100 Arbeiter der Fabrik wurde im selben Jahr eine Siedlung direkt neben dem Gelände der Fabrik gebaut. 129 Arbeiter produzierten im Jahr 1858 bereits 1.500 t Zink. Als im Jahr 1873 auch in Borbeck das Rösten eingestellt wurde, waren nur noch am Standort in Oberhausen die Öfen in Betrieb. Zuvor wurde das Werk im Jahr 1867 nochmals ausgebaut. Ein Verladebahnhof auf dem Gelände der „Vieille Montagne“ wurde mit Anschlussgleis an die Köln-Mindener Eisenbahnlinie errichtet.

In den darauf folgenden Jahren wurde das Walzwerk immer wieder ausgebaut und erweitert, bis schließlich im Jahr 1896 zehn Walzen in Betrieb waren. Die Produktion belief sich damals auf rund 10.000 t gewalzten Zinks. Im gleichen Jahr entstand ein Kesselhaus zum Heizen der Fabrik. In diesem Kesselhaus standen Heizkessel für die Erzeugung des Dampfes der Heizung.

Abb. 2: Zinkfabrik Oberhausen, vor 1889. Die ersten Fotografien zeigen das Entstehen eines Industriedorfes. (Quelle: LVR-Industriemuseum Standort Oberhausen)
Abb. 2: Zinkfabrik Oberhausen, vor 1889. Die ersten Fotografien zeigen das Entstehen eines Industriedorfes. (Quelle: LVR-Industriemuseum Standort Oberhausen)

Auch die Rösthütte wurde um sechs weitere Öfen bis zum Jahr 1891 erweitert. Die dadurch aufkommenden Diskussionen über die Umweltbelastung führten schließlich zu weiteren Auflagen. 1900 entstand eine Schmiede und eine Schlosserei für Reparaturen von Maschinen und anderen Betriebseinrichtungen.

Vier Jahre nach der Jahrhundertwende begann ein Neubau der Walzhallen, der sich bis ca. 1909 hinzog. Wiederum ein Jahr später wurde ein neues Magazin errichtet und bis 1909 die Elektro-Zentrale fertig gestellt. In der „E-Zentrale“ waren große Schalttafeln für elektrische Einrichtungen der Fabrik untergebracht. Das Unternehmen „Vieille Montagne“ investierte zunehmend Geld in die Zinkfabrik. So entstand 1906 eine Klempnerei, in der Dachrinnen, Fallrohre und Rohrbögen, Traufkästen und Anschlussstücke aus Zinkblechen angefertigt wurden. In dieser Zeit arbeiteten durchschnittlich rund 300 Menschen in der Zinkfabrik.

Zwischen 1906 und 1910 muss die erste Walzhalle in zwei große Lagerhallen umgebaut worden sein. Als Wohnhaus für den Werksdirektor wurde im Jahr 1912 eine Villa mit dazugehörigem Park errichtet. Nach dem II. Weltkrieg wurde sie als Verwaltungsgebäude genutzt.

Zur Gründung einer Werksfeuerwehr wurde ein Feuerwehrgerätehaus im Jahr 1913 direkt am angrenzenden Park gebaut. In diesem Jahr wuchs die Produktion an Waren, die das Werk jährlich verließen, auf 15.770 t, hergestellt von etwa 340 Arbeitern. Das waren ca. 20% aller Walzprodukte der „Vieille Montagne“ und somit wurde das Zinkwalzwerk in Oberhausen das größte in Rheinland und Westfalen. 1925 wurde für die Werksfeuerwehr zum Trocknen der Schläuche ein Feuerwehrturm errichtet.

Drei Jahre später führte die zunehmende Kritik an der stark umweltbelastenden Erz-Röstung zu deren Schließung. Den damals 42 Arbeitern in der Rösthütte wurde gekündigt. Die Rös­tung von Zink­erz wur­de nach Borbeck verlegt, wo ein neues Zinkröstwerk mit Schwefelsäurefabrik entstand.

Die Einstellung der Produktion hinterließ einen stark mit Blei, Cadmium und Schwefelverbindungen belasteten Boden. Die Sanierung des Bodens kostete später rund 13 Mio. DM.

Der letzte Ausbau der Zinkfabrik Altenberg ge­schah 1947. Die Kräussl-Halle und eine Fertigungshalle wurden gebaut. In der Kräussl-Halle wurden im Obergeschoss die feingewalzten Zinkplatten für die Druckindustrie lichtempfindlich beschichtet. In der linken Gebäudehälfte, die ursprünglich kein Obergeschoss hatte, wurden diese Platten für den Versand aufgearbeitet. Im Erdgeschoss der rechten Hälfte befand sich die Schreinerei der Fabrik. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten noch mehr als 150 Arbeiter und ca. 20 Angestellte in der Fabrik.

Mehr als zwanzig Jahre später erfasste die Strukturkrise des Bergbaus die Stadt Oberhausen. Zur Verbesserung der Lage im Jahr 1970 eröffneten mehrere Landesprogramme viele Möglichkeiten. Zum Beispiel plante die Stadt Oberhausen die Umgestaltung der City-West. In einem ersten Schritt entstanden auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Concordia ein Einkaufszentrum, Schulen und moderne Wohnbebauung. In einem zweiten Schritt sollte auch der städtische Bereich, in dem das Gelände der Zinkfabrik Altenberg lag, umgestaltet werden. Um konkurrenzfähig zu bleiben, standen gerade zu dieser Zeit auf Altenberg hohe Investitionen zur Modernisierung der Fabrik an. Für das Unternehmen kam nur in Frage, eine Umsiedlung gemeinsam mit der Stadt zu organisieren oder bei den Neuplanungen ausgenommen zu werden.

Die Lage verschlechterte sich. Die Arbeiterzahl schrumpfte auf ca. 130 Arbeiter. Im Jahre 1974 wurde die Verlagerung der Produktion in die neuen Produktionshallen in Essen beschlossen. Bis zum Abschluss der Verlagerung im Jahr 1981 lief die Produktion teilweise weiter. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich aber die Pläne der Stadt Oberhausen geändert. So sollte auf dem ehemaligen Werksgelände der Zinkfabrik Altenberg ein soziokulturelles Zentrum und der Schauplatz Oberhausen des LVR-Industriemuseums entstehen.

Quellen:

  1. Burkhard Zeppenfeld (2006): 150 Jahre Zinkfabrik Altenberg. Schichtwechsel, 2006, 01
  2. Fotos, Pläne nicht näher bestimmter Herkunft aus dem Archiv des LVR-Industriemuseums
  3. Quellen nicht näher bestimmter Herkunft aus der Bibliothek des LVR-Industriemuseums
  4. Aushang "Der Lageplan" in der Ausstellung und auf dem Gelände des LVR-Industriemuseums