Der Bochumer Verein und die Jahrhunderthalle Bochum
Chronik
Phase 1: Gründungszeit
1842 – Gründung der Gußstahlfabrik „Mayer und Kühne“. Zur Standortwahl: „Der gewählte Standort hat zwar den Nachteil ungünstiger Transportwege, doch entscheidet man sich aufgrund der bedeutenden Vorkommen hochwertiger Steinkohle und des ebenfalls ortsansässigen Bergamtes dennoch für Bochum.“
1844 – Aufnahme der Gussstahlherstellung
1854 – Gründung der Aktiengesellschaft 'Bochumer Verein für Bergbau und Gussstahlfabrikation'
1857 – Inbetriebnahme eines Puddel- und Caliberwalzwerks
Zeitfenster I „Entstehungsphase“1857 – Bau des Kosthauses (Arbeiterkaserne)
1857 – 1859 Schwere Hämmer, Bandagenwalzwerk 1, Radsatz- und Achsendreherei, erste Gasbeleuchtung
1860 – Beginn des Baus der Arbeitersiedlung Stahlhausen, die Bergisch-Märkische Eisenbahn erreicht von Witten aus Bochum
1862 – Als Zechenbahn betriebene Linie Bochum – Riemke(Herne) geht in Betrieb
1864 – Die ersten 34 Wohnhäuser von Stahlhausen (zweitälteste Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet) sind fertig.
1865 – Inbetriebnahme eines Bessemer-Stahlwerks und Schienenwalzwerks
1867 – Bahnanschluß der Zechenbahn an die Linie der Bergisch-Märkischen
1873/74 – Beginn des Baus des 1. Hochofens und des Siemens-Martin-Stahlwerks 1, Inbetriebnahme des Gebläsehauses („hoher schlanker Bau für 2 stehende Dampfgebläsemaschinen“) für die ersten beiden Hochöfen
1874 – Inbetriebnahme des 1. Siemens-Martin-Stahlwerks, Anschluß an die Linie der Rheinischen Eisenbahn
Phase 2: Beginn der eigenen Verhüttung
1876 – Inbetriebnahme des 1. Hochofens, kurz später des 2. Hochofens
1877 – Die Gleise des werkseigenen Bahnnetzes reichen vom eigentlichen Stammgelände bis zu den in Eppendorf und Höntrop liegenden Bergwerken Maria, Anna und Steinbank III und IV
1880 – Bau eines Radscheibenwalzwerks, erste elektrische Werkstatt
1882 – Inbetriebnahme des 3. Hochofens
Zeitfenster II: Verhüttung1898 – Einrichtung einer Lehrwerkstatt
1890 – Inbetriebnahme des 4. Hochofens
1890 – Zeche Hasenwinkel (Dahlhausen) wird angeworben. Betriebseigene Kokereien entstehen.
Phase 3: Einführung der Elektrizität, Bau der Jahrhunderthalle
1895 – Dampfkraftzentrale: Gebäude für 2 Dampfdynamomaschinen nördlich des Gebläsehauses (heute Nordhälfte des Maschinenhauses (Turbinenzentrale). Hier war die Zentrale für Startkstromerzeugung. Durchbruch der Elektrifizierung des Bochumer Vereins.
1897/98 – Vergrößerung der Dampfkraftzentrale für 3 weitere Dampfdynamomaschinen
1903 – Umzug der Jahrhunderthalle von Düsseldorf zum heutigen Standort. Nutzung als Gaskraftzentrale, Großgasmaschinen ergänzen die Dampfkraftzentrale bei der Stromerzeugung, Gasgebläsemaschinen ersetzen die Dampfgebläsemaschinen bei der Winderzeugung
Zeitfenster III: Jahrhunderthalle1909 – Stilllegung der Dampfkraftzentrale
1909 – 1917 Jahrhunderthalle ist Schwerpunkt der Krafterzeugung des Bochumer Vereins. Danach gewinnen die Dampfturbinen als Weiterentwicklung der Dampfdynamos an Bedeutung. Das Gas kam zunächst als Gichtgas aus den Hochöfen, später auch Koksofengas und Generatorgas aus dem Siemens-Martin-Stahlwerk.
Phase 4: Höhepunkt
1917 – Der fünfte Hochofen wird angeblasen.
1911 - 1912 – Bau des Colosseums (Klagemauer) zur Sicherung des 16m hohen Plateaus, auf dem gleichzeitig das Martinstahlwerk II entsteht.
1921 – Beginn der Elektrifizierung des Werksbahnnetzes, bis 1939 ca. 90km.
Zeitfenster IV: Höhepunkt1939 – Bochumer Verein auf dem Höhepunkt seiner ökonomischen Macht, größter Arbeitgeber in Bochum mit beherrschendem kommunalpolitschem Einfluß
Phase 5: Krieg und Nachkriegszeit
1944 – Vernichtender Bombenangriff auf das Werk: Hochöfen, Stahlwerke und gesamte Weiterverarbeitung kommen fast vollständig zum Erliegen
1947 – Demontagebefehl
1956 – Inbetriebnahme der 6000t Presse
1962 – 1963 Errichtung der Gesenkschmiede 2
Phase 6: Reduktion
1965 – Bochumer Verein wird zur „Fried. Krupp Hüttenwerke AG“, Einstellung der Produktion von Glocken, Beginn des sukzessiven Abbaus
Zeitfenster V: Reduktion1968 – Stilllegung der letzten Hochöfen, Abbruch der Maschinen in der Jahrhunderthalle, die Halle wird jetzt als Schlosserei, später als Hauptlager genutzt.
1980 - Neubau einer Stranggießanlage
1981 - Neubau eines Präzisionswalzwerkes für Reifen und Ringe
1983 – Abriss sämtlicher Aufbauten auf dem Plateau
Zeitfenster VI: Produktionseinstellung1985 - Weitgehende Produktionseinstellung
1988 - 34,5ha des 70ha großen Geländes werden an den Grundstücks-Fond NRW verkauft.
Heute werden auf dem östlichen Areal unter dem Namen 'Bochumer Verein Verkehrstechnik GmbH' weiterhin Radreifen für Eisenbahnen, u.a. für den ICE hergestellt.